Drei süsse Weggli
eine wahre Geschichte, zirka Oktober 1987 real erlebt:
S. war Militärdienstverweigerer. Zum Antritt der Gefängnisstrafe – die Schweizer kannten damals noch keinen Zivildienst – wollte ich ihn begleiten und nahm frei an der Arbeit.
‘Natürlich wird der Bub nichts frühstücken!’ Welche gute Mutter denkt nicht in solchen Momenten an die wichtigen Nebensachen, mit denen sie jedes Tages Schritte hinter sich bringt? Alles nur Übung.
Also schleppte ich ihm drei süsse Weggli in seine Studentenbude. Frisch vom Beck, noch etwas warm. Sie dufteten verführerisch im Papiersack, aber ich konnte mich zurückhalten. Auf dem Weg zu ihm knabberte ich nicht das kleinste Brösmeli weg.
Natürlich war der gute Junge zu spät aufgestanden und hatte keine Zeit mehr, die Dinger hinunterzuwürgen, auch fehlte es ihm am entsprechenden Appetit. ‘Iss einfach später, sobald du Hunger hast.’ Letzte Umarmung im Empfangsraum, schon hinter Gittern. Der Bub, sein Gepäck und der duftende Papiersack verschwanden.
Er musste mit Drogendelinquenten absitzen. Wo sollte man Dienstverweigerer denn sonst hintun? Ist doch alles das gleiche Pack. Also ja keine fremden Speisen in den Zellen, sie könnten mit Drogen durchsetzt sein!
Die Administration war sehr korrekt, handelte strikte nach Vorschrift. Nach zwei Monaten durfte der Bub zum ersten Mal ein freies Wochenende feiern. Was erhielt er, nach Reglement, ordnungsgemäss wieder zurück? Ja, waseliwas?
Drei furztrocken harte, kleingeschrumpfte, süssklebrige Weggli bekam er zurück.