Paul G. Lowe’s 6-Wochen Meditations-Marathons-Kurs
März-Mai 1988 auf dem Feldberg /Süddeutschland, mit Master Paul G. Lowe,
30 Gruppenleiter und wir 70 Anfänger, die meisten davon alte Saniasins aus Osho’s Puna (ich bin wohl fast die einzige, die vorher nie bei Osho war … kurz danach aufgezeichent und heute mit Kommentaren gewürzt):
Paul stellt uns kurzerhand vor unsere eigene Verantwortung für alles, was uns in unserem Leben passiert. Er sagt:
- Falls wir nicht zufrieden sind, haben wir uns halt unsere Kindheit per Karma ausgesucht;
- … hören Sie bitte gut hin: hungerleidende Kinder in der dritten Welt sind selber schuld an ihrem Elend!! … und unsere Aristokraten, die uns diesen Unsinn einbläuen, sind damit fein raus, unsere Wirtschaftsordnung darf ruhig weiterwursteln … sie haben sich ihren Reichtum ja verdient … ;
- und auch die nicht verschuldete Autounfälle, haben wir unbewusst eben doch gewollt;
- alles, was wir machen, sollen wir ganz machen, ohne Bedingungen zu stellen (warum den nicht Bedingungen stellen?);
- dabei ist der floating doubt (der schwebende Zweifel) jedoch angemessen, d.h. wir sollen nicht glauben, sondern ausprobieren, nachvollziehen (so, wie ich das denkfaule Volk kenne, wird man sich da nicht fest bemühen mit grübeln, wenn man denn schon eine Antwort hat);
- erst nach dem Sammeln von genügend Erfahrungen sind wir fähig zu wählen (was mir jedoch bei den 70 Kurs-Anfängern auffällt: die haben das Nicht-Denken derart ernst genommen, dass von schwebendem Zweifel nichts auszumachen war während diesen 6 Wochen … und schon gar nicht bei den 30 Schon-Trainierten, ich sah keine tiefen Denkfurchen auf ihrer Stirne … nein, sie waren anfangs Paul Love korrekt ergeben. Wahrscheinlich gilt dieser Zweifel nur für INNERHALB Paul’s Lehre, nicht für die Lehre als solche);
- er sagt aber auch: wenn wir mit etwas nicht mehr einverstanden sind, dann weg von der Sache und selber weitersehen.
Ich bin nur mit den drei letzten Absätzen einverstanden, die ersten vier sind inakzeptabel. Absätze zwei und drei sind verführerisch, sie erlauben, den Opfern selber die Schuld für ihr Leiden anzuhängen. Das ist mehr als bodenlose Frechheit. Es ist eine Unverschämtheit, den Armen dieser Welt für ihren Zusand schuldig zu sprechen. (Heute, im Jahre 2011, können wir die Mechanismen der Weltwirtschaft deutlicher sehen als früher: unsere Wirtschaftsordnung beruht auf dieser elitären Arroganz, Schwächere, Minderheiten, Verhungernde, abhängige Analphabeten, welche unser System zuerst so erschaffen hat, derart abzuschieben).
Wo ist da die Welterneuerung? Wo soll da eine Verbesserung geschehen? Diese Töne sind uralter Feudalismus. Nun, Paul G. Love war früher Star-Therapeut in London für die Adeligen und hat sich mit dem verdienten Geld nach Puna zurückgezogen, war bei Osho dessen Lieblingsjünger, solange, bis er mit Osho derart verkracht war, dass sich die beiden trennten.
Das Seminar auf dem Feldberg, an dem ich 1988 teilnahm, passierte nach dieser Trennung. Paul Lowe hat sich damit ein Teil von Oshos Jünger aus Deutschland unter den eigenen Nagel gerissen.
Ja, wenn das das neue Paradies sein soll, dann will ich nicht dazugehören. Nie. Bleib mit deinem arroganten Pack alleine dort, dein Gottesreich stinkt.
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Die Worte strenger Absolutismus kommen bei mir während des 6-Wochen-Kurses hoch. Ich bringe sie in Zusammenhang mit Paul’s abweisender Haltung den einfachen, gesellschaftlich etwas zurückgebliebenen Kursteilnehmern gegenüber, die weder viel Geld von zu Hause oder keine eigene Firma haben, noch eine besondere Strahlung oder sonstiges Führer-Auftreten in der Gruppe vorweisen. Diese Leute sind für ihn Luft, und während seinen kurzen Auftritten, wie dem durchqueren des Speisesaals, würdigt er sie keines Blickes, kein einziges Mal in den 6 Wochen.
Mir erscheint er in dieser Zeit wie eine Mimose. Er kommt daher, als würde er gerade in seiner Meditation durch Pöbel beleidigt. Böse Gedanken kommen in mir hoch: der hat uns hier nur fürs Geld, oder um mit unserer Hilfe seine neuste Nicht-Therapie bekannt zu machen und sich mit diesem Superexperiment in Insiderkreisen zu profilieren.
Als ich dann kurz vor der Abreise mit den übrigen Nobodies in eine ganz kurze 12-köpfige Privataudienz durfte, das einzige Mal, wo wir nahe genug waren, um uns gegenseitig überhaupt zu sehen, sah ich ihn locker, gehüllt in eine kreative Distanziertheit (heisst heute, er machte nur blöde Sprüche). Aber seine Augen blickten uns offen und ohne Vorbehalt direkt an, voller Selbstsicherheit. Die meisten anderen Kursteilnehmer zittern vor Aufregung, dem grossen Herrn gegenüber zu sitzen … wir auf niederen kleinen Kissen, er auf einem hohen normalen Stuhl, wir müssen den Kopf stark in den Nacken beugen, um ihn überhaupt zu sehen.
Zuerst fand ich ihn prima … ich war fasziniert, alle meine früheren Vorurteile ihm gegenüber zerflossen wie Butter, ich fühlte keinen Schimmer irgendeines Vorurteils seinerseits uns gegenüber …
der Spuck dauerte ein paar Sekunden … dann wurden wir weggeschickt, und schon beim Aufstehen merkte ich, da war gar keine Verbindung … und ich wusste plötzlich: bei mir muss sich so einer das Vertrauen erst verdienen.
Und genau hier liegt der Punkt: sämtliche Esotheriker, welche auf solche Herrenmenschen-Schlaumeier hereinfallen behaupten jetzt, ich hätte mein Ego nicht unterworfen.
Recht haben sie.
Ich bin nämlich genau so viel wert wie dieser Paul G. Lowe. Ich fühle plötzlich: das war nur Unterwerfung, in seinen Augen war gar kein Kontakt zu mir, hinter diesen weichen Augen war nichts, kein Dasein, nur Leere … mein Herz fühlte etwas wie einen Krampf …und ich wage es, die Schuld dazu nicht bei mir zu suchen wie jede gut unterworfene Esoterikerin das jetzt machen würde.
Ich denke, unsere hiesigen weiblichen Esotherikerinnen haben noch einen langen Weg vor sich, wenn sie DAS als Weg der Erleuchtung akzeptieren. Dann muss deren innere Not noch grösser sein, als ich je vermuten kann.
Paul selber erklärte, zwischen ihm und uns bestünden halt Entwicklungs-Differenzen, bei ihm seien die Schwingungen höher. Dass sämtliche Herrschaftssysteme seit dem Altertum genau auf diesen psychologischen Komponenten beruhen, haben alle diese Esoterikerinnen noch nicht erkannt. Das ist alles bloss psychische Unterwerfung, nichts neues unter der Sonne.
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Während einer Aufnahme für zum Verkauf vorgesehenen Videokassetten, auf denen Meister Paul zu gewählten Themen spricht, und welche wir per Video in einem anderen Saal beobachten, erkenne ich Paul plötzlich mit einem Gesichtsausdruck, genau wie sie Komeini auf einer früheren Aufnahme zeigte, als dieser noch jünger und frischer seine Revolution antrat: strenger Absolutismus = eine Mischung von Güte im Gesicht, die derart distanziert wirkt, als sei das menschliche Ego-Gefühl aus ihr verbannt und nur noch die sogenannte höhere Ebene als relevant empfunden wird. Dabei bei beiden leicht schwitzende Haut, die nach meiner Meinung nicht nur von den Studio-Lampen verursacht wird, sondern auch eine innerlich starke Erregung suggeriert.
Und damit habe ich eine Verbindung zwischen den zwei Männern gefunden: Paul G. Lowe und der Herr Komeini predigen in der gleichen Gefühlsskala – und Paul G. Lowe spricht es aus: Humanismus ist gut für primitive, rückständige Leute … man darf nicht zimperlich sein, willst du das Reich Gottes … muss man dem Tod ins Auge sehen können, (wohl hauptsächlich wenn es dabei nur um den Todl der übrigen Dummen, respektive Ungläubigen geht).
Beide sagen: das Paradies Gottes ist machbar, verlasst diejenigen, die das nicht verstehen. Die Welt wird (wahrscheinlich) untergehen, das Himmelreich Gottes ist euch sicher, wenn ihr dafür kämpft … IHR SEID DIE AUSERWAEHLTEN.
Zusätzlich sagte Paul: ihr seid alle in der Hölle … und: die Welt ist derart konstruiert, dass wir NICHT erfolgreich sein können (gemeint sind wohl wir, die Nobodies, denn die Rainmakers holen sich ja ihren Teil).
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Nachdem ich überlegte, wie im Kurs alle Kursteilnehmer des Meisters Worte schweigend akzeptierten (auch ich schwieg, und ich weiss von meiner Zimmergenossin, dass auch sie, trotz Schweigen, sich innerlich abwandte), nun, nachdem ich die glänzenden Augen der meisten Teilnehmer beobachtete, verstehe ich plötzlich den strengen Absolutismus der Komeini-Anhänger: genau so muss denen zu mute sein, wie bei uns das kritiklose Hingabe-Gefühl während dem Kurs. Denn fürs Paradies darf man schon etwas opfern, etwas drauflegen … wir sind ja so arme, dumme Würmer. Hauptargument: auch wenn ich nicht alles verstehe, ist doch die Energie da, also muss es doch stimmen, nicht wahr?
Und hier liegt der Fehler in unserer Erziehung, in unserer Kultur, pardon, in der Kultur für die Dummen, jene, die keine Verantwortung übernehmen können (einige sagen, nicht wollen, ich sage, nicht dürfen sollen): wir haben nicht gelernt, und keiner hat uns geholfen, bewusst zu machen, was wir an Wünschen, Hoffnungen, Aengsten usw usf projizieren, was uns mangelt, was wir noch nicht begriffen haben. In der Schule bereiten wir uns darauf vor, als gute zukünftige Roboter in irgend einem Beruf zu funktionnieren. Wir lernen nicht, wie wir mit uns und unseren inneren Aspekten in uns umgehen sollen. Wir lernen nicht, uns selber zu verstehen.
Doch, Sekten lernen solche Sachen, oder sonstige Kurse, welche ganz schnell als Sekte verschrien werden. Mit der Zeit sicher zu recht, denn nach Jahrzehnten sind sektenähnliche Reflexe überall dort eingenistet, wo der Rest der Welt, pardon, die Elite, eine Gruppe, eine Geistes-Schule, etwas, was dem Pöbel weiterhelfen könnte, wo all dies abgelehnt, verteufelt, eben als Sekte verschrien wird. Das heisst, eine Sekte wird zur Sekte AUCH dadurch, dass sie durch die Umgebung dazu gemacht wird, dass der Rest der Welt sie zu dem erklährt, sie so sieht.
Wir haben gelernt, dass aufgeklärte, mit dem nötigen Wissen versehene Mädchen viel weniger auf böse Männer hereinfallen als naive, brave nicht wissende Mädchen. Beim Wissen über unsere inneren Kräfte ist es genau das Gleiche: wer mit seinen Hoffnungen und Aengste allein bleiben muss, besonders dann, wenn Pupertierende sich von ihrer Familien im Streit trennen, den Kontakt abbrechen, fällt schneller auf einen Paul G. Lowe und Consorte herein. Darum sollten wir alle obligatorisch, während der Schulzeit, nicht nur kartesianisch, sondern auch geistig uns unsere Realitäten bewusst machen können.
Ja, ich weiss, unsere Gesellschaft ist dazu gar nicht fähig, keiner weiss, WAS denn da gelehrt respektive entwickelt werden sollte.
Dazu eine wahre Geschichte: eine Bekannte hätte einen Entwicklungskurs machen wollen, hatte dazu aber das Geld nicht (ich weiss, diese Kurse sollten praktisch gratis sein, stattdessen sind sie elitär schweinisch teuer, genau wie die Psychoanalyse – übrigens mit den gleichen Argumenten). Ich hatte gehört, dass gewisse psychiatrische Institutionen von einem Zugang zu solchen Kursen wussten und ich gab dieser Bekannten den Kontakt-Namen. Resultat: sie wurde als Kursteilnehmerin abgelehnt, weil sie keine Akademikerin sei. Diese Kurse seien nur für Akademiker !!!
Also, Himmerlherrschaftsdonnerwetter, verdammt nochmals. Wenn dann das Pöbel in Sekten sich das holen muss, was ihr Eliten für euch behält, könnt ihr nachträglich nicht mehr über Sekten schimpfen. Dann habt ihr denen die Leute in die Arme getrieben !!!
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In der letzten Kurswoche: mir wurde langsam schlecht im Kurs, ich schalte ab, meine Glückserwartungen gingen bachab. Zum Glück wusste ich, in ein paar Tagen ist dieser Kurs zu Ende. Und wenn ich mich daran erinnere, dass ich in dieser paar Sekunden dauernden Halb-Privat-Audienz diesen Burschen dann doch noch smart fand, wird mir gerade nochmals schlecht. Im nachhinein. Aber dieses Mal wegen mir selber.
Doch, hier liegt noch viel Arbeit vor uns.
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Noch ein Vorfall aus diesem Kurs, ein ganz wichtiger, der unsere Zukunft mit beeinflusste: in der vierten Woche rebellierten die uns betreuenden 30 Leiter gegen Paul G. Lowe!
Bisher hatten wir 70 Anfänger nur den ganzen Tag stundenlang meditiert, dazuwischen alle diese Eso-Therapien durchgezogen, wie Pappa-Mamma schlagen, indem man auf einer Matratze kniend, laut schreiend sein Kopfkissen traktiert, usw. usf. Ich beobachtete, wie wir immer weniger Widerspruch aufzeigten, untereinander nicht mehr stritten, einfach brav unser Programm durchzogen. Während dessen hatten die 30 Leiter, alles Leute, die bisher als Therapeuten gearbeitet hatten, uns mit den physischen Notwendigkeiten versorgt: sie kauften ein, kochten das Essen und schauten, dass alles rund lief. Sie machten mit uns alle Therapie-Sitzungen, welche Bestand der gängigen Meditationskissen-Therapien waren und bemutterten uns rund um die Uhr.
Plötzlich, in der vierten Woche, rebellierten sie gegen Pauls Anweisungen und übertrugen auf uns alle Aufgaben, welche sie selber bis jetzt für uns getan haben. Ich weiss noch, ich wurde an der Bar eine der Schankwirtinnen (kein Alkohol, natürlich, aber schon allerhand Flüssiges, das auch Vegetarier trinken). Sofort spürte ich, wie ich im Kopf irgendwie klarer wurde, wacher, ich fühlte mich fitter, nicht mehr so eingeschlafen … und … plötzlich stritten wir wieder.
Nach etwa einem Tag rannte Meister Paul durch die Räume, murmelte wütend, auf english, so etwas wie … alles ist futsch … die ganze Arbeit ist futsch … er zeigte klar Katastrophenstimmung.
Nur am Rand bekamen wir mit, dass zwischen den 30 Therapeuten und Paul der Segen schief hing, aber die Therapeuten setzten sich durch, Paul gab auf. Wir machten weiter im Kurs, aber plötzlich hatten wir das Recht, das Hotel zu verlassen – doch doch, während die ersten drei Wochen haben alle 70 Kursteilnehmer nicht ein einziges Mal das Haus verlassen, es galt, wer draussen sei, kam nicht mehr herein … doch, nur ein einziger ist nach den ersten paar Tagen weggezogen, wir 69 andere blieben tapfer drinn.
Also, wir durften wieder hinaus, und was haben wir alle gemacht? Ja waseliwas? Wir haben das einzige kleine Lädeli an der Ecke geplündert, nach drei Tagen gab es dort keinen einzigen Schockiriegel mehr. Der Laden war total leer geplündert … ich kaufte sogar eklige Gummibärchen, die ich sonst nie anrühren würde, nur um noch etwas Süsses zu haben (es gab die ganzen 6 Wochen nur streng veganes Essen, nie etwas mit Zucker). Der freundlich lächelnde junge Ladeninhaber meinte, die Saison sei praktisch fertig, erst im Herbst würde er wieder für Nachschub sorgen …
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FAZIT:
Wir hatten in diesen 6 Wochen nicht ein eintiges Mal Musik gehört, praktisch nicht geredet, neben Meditation und Therapien und in der zweiten Hlfte neben der Arbeit einfach nur innere Stille gepflegt. Mir hatte das sogar sehr gut gefallen, ich fand mich wohl damit. Wieder daheim wollte ich diese Stimmung behalten und sass in meiner Wohnung zuerst nur herum. Meine Arbeit hatte ich gekündigt und noch einen kleinen Rest auf der Bank. Doch, regungslos starrte ich vor mich hin. Mir war wohl dabei, ich wollte nichts anderes mehr. Doch, ganze zwei Wochen lang.
Dann fing ich an zu überlegen: entweder du machst so weiter, und bis in ein paar Monaten, wenn du nichts mehr zu essen hast, kein Geld mehr etc etc. wird man dich tot oder lebendig hinaustragen. Fertig.
Oder du rührst jetzt deinen Arsch, und überlegst, warum du lebst.
Nach einem weiteren halben Tag fand ich, dass ich weiterleben wollte, es gab noch viel zu tun auf diesem Planeten. Das Leben sei noch interessant genug, daran teilzunehmen. Besonders, da ich frei war, arbeiten konnte und mein Leben ja selber bestimmen durfte.
Ich entschied eine Radikalkur: zuerst einen 6 Stunden Marsch im Schweizer Jura, dessen Route ich kannte. Ich musste nicht denken, nur dem bekannten Pfad nachlaufen. Ich war erstaunt, dass ich in den ersten zwei Stunden mit den Beinen immer wieder einknickte. Meine Beine waren nicht mehr gewohnt zu laufen. Die restlichen vier Stunden lief ich dann immer normaler.
Dann verpasste ich mir ein Brain-Traning: ich hatte vor vielen Jahren einen Fernkurs angefangen zur Direktions-Assistentin. Ich hatte noch 30 Hefte unbearbeitet herumliegen. Ich brummte mir auf, diese noch zu lernen, die früheren paar Duzend Hefte aufzufrischen und mich in einem halben Jahr zur Prüfung anzumelden.
Ich war erstaunt, wie gut ich lernte, das Zeug blieb in meinem Kopf einfach hängen, ohne Anstrengung. Der Grund lag wohl darin, dass mein Hirn echt ausgeruht war und wieder Platz hatte für neues. Uebrigens, ich macht damals scheinbar eine der besten Prüfungen, welche die Schule entgegen nahm.
Nach drei Monaten nahm ich eine Stelle an und war wieder im normalen Leben eingegliedert. Jetzt erst begann die wirkliche innere Aufarbeitung, woraus ich viele Erkenntnisse zog. Ich fühlte mich kreativ, fing einen Fernkurs in einer Schreibschule an und fühlte mich echt im aufsteigenden Wind.
Doch, ich bereue gar nichts. Auch von Mumpits kann man lernen, wenn man richtig hinschaut.
Und noch etwas: ich bin unendlich dankbar dafür, dass keine Sau mir dreinredete mit wohlmeindenden Sprüchen, als ich nach dem Kurs zuerst nur herum sass … auch dann nicht, als ich noch abwägte, ob ich mich jetzt verfaulen lassen soll oder das Leben wieder aufnehmen. Diese ganz innerste Entscheidung musste wirklich nur von mir selber kommen dürfen …
… also bitte, alle ihr besserwissenden Psychotanten: es gibt Momente, wo ihr einfach nur eure Klappe halten solltet.
OK?
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Späterer Bilder-Update für mich, aus reiner Nostalgie:
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Aussenansicht des Hotels, wie ich sie real nie gesehen habe. Nicht nur, dass alles bis zur ersten Balkonreihe eingeschneit war, die dortigen Fenster bis zu einem Viertel, wobei die Erdboden-Etage also immer im Dunkeln lag, sondern auch, weil wir nur einen schmalen Weg freigeschaufelt hatten, welcher auf der anderen Seite vom Hauptausgang auf ein Strässchen führte und dort in ein paar Schritten zum Lädeli mit den Schleckereien. Sonst ging ich nie irgendwo hin, es war schweinekalt und wir hatten keine Skis. Auch am zweitletzten Tag lief ich nur schnurstracks mit zwei anderen Teilnehmerinnen zum Auto eines der Mitglieder, das uns rasch von hier wegbrachte und uns die bevorstehende, ganz grosse Abschiedsfeier (besonders mit Pauls obligatorischen Sprüchen) bewusst vergessen liess. Aber nochmals: die Erkenntnisse aus diesen 6 Wochen sind mit gar nichts aufzuwägen. Ich bereue gar nichts.
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Dieser zweite hintere Speisesaal wurde total leer geräumt, ein dicker Spannteppich flächendeckend hineingelegt, damit wir auf unseren niederen Meditationsbänkchen stundenlang die Leere feierten. Guter Aspekt dieser Uebung: jetzt war ich ganz sicher, dass ich mich mit mir selber vertragen konnte.
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Hier haben wir 100 Personen täglich gegessen. Der Ausblick aus den noch nicht eingeschneiten oberen dreiviertel der Fenster gab den Blick frei auf die täglich voll benutzten Skihänge. Sehnsüchtig bereute ich jeden Tag meine Skis, mein hier Eingeschlossensein … wohl kaum eine hilfreiche Haltung in diesem Projekt Ego-Aufgabe, zusammen mit Entsagen auf diese Welt, zum Ziel der Erleuchtung. Aber ich denke, der ganze Ansatz dieses Vorhabens war dépassé /veraltet /nicht mehr gültig zu unserer Entwicklung und der dieser Menschheit.
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Wir 70 bezahlende Teilnehmer waren zu dritt in diesen von allen Möbeln befreiten Zimmern untergebracht, nach Saniasin-Habitus auf Matratzen auf dem Boden. Das grosse Gepäck war in speziellen Räume untergebracht.
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Und hier waren wir, inmitten des grossen Skigebietes Feldberg, im Süddeutschen Schwarzwald. (Später eingefügt: die Hotelbesitzer hatten sich für die sechs Wochen in ihre eigenen Ferien verkrochen … doch, während deren Hochsaison … Paul muss denen einen hübschen Batzen von unserem schweinischteuren Kursgeld überlassen haben. Zwei Tage vor Schluss hatten wir dann den ganzen Laden normal kundengerecht wieder hergestellt
… späterer Update: echt, im Keller hatte es einige Flaschen mit spezial teurem Spitzenwein, und natürlich, als brave Eso-Schüler liessen wir alle Flaschen am Ende noch vollzählig da … unangerührt … doch sicher.